Kai Jünemann
Jasmin Stadler, Friedrich Kreyenberg

Jeden Tag dasselbe, man steht vor seinem Kleiderschrank und überlegt was man anziehen soll.

Manchen fällt diese Entscheidung leicht, einfach schnell ein T-Shirt und Jeans und fertig! Andere brauchen länger: Passendes Oberteil zum passenden Unterteil, beißen sich die Socken mit dem Schal oder doch vielleicht Hemd und Pullover?

Egal wie bewusst oder unbewusst wir uns im ersten Moment kleiden, die Mode die wir tragen hält uns einen Spiegel vor. Sie ist das offensichtlichste Ausdrucksmittel unseres Selbst und geht weit über die eigentliche Funktion hinaus, unseren Körper warm zu halten und zu schützen. Sie ist Teil unserer Identität. Der Begriff Mode, aus dem französischen „mode“ (Modus, Maß, Erfasstes) beschränkt sich nicht allein auf Kleidung. Seit dem 19. Jahrhundert beschreibt es die Äußerungen eines Zeitgeistes, neue Verhaltens-, Denk- und Gestaltmuster. „Die Moden wechseln, da sie selber aus dem Bedürfnis nach Wechsel entstehen“, stellte bereits der Schriftsteller Marcel Proust fest. Gerade deshalb fanden die größten Umbrüche in der Gesellschaft stets zusammen mit einem Wandel in der Modewelt statt.

Egal ob es James Dean mit ­seinen Blue Jeans und seinem weißen T-Shirt war, der die Jugend zur Rebellion brachte oder der Minirock in den 1960er Jahren, welcher zur Emanzipation der Frau beitrug. Rocker, Hippies, Punks, Popper, Emos, Hipster ... sie alle sind Ausdruck eines bestimmten Zeitgeistes einer Jugend. Doch wie auch Identität abhängig von der Gesellschaft ist, so ist es auch die Mode.

„Die Mode ist vor allem Versprechen und Suche nach Individuation: Das Individuum folgt der Mode, um die eigene Einzigartigkeit durch­zusetzen und unter Beweis zu stellen, und es tut dies, indem es sich nach einer allgemeinen Tendenz aus­richtet. Das Individuum macht also, was die anderen machen, um anders
zu sein.”

- Elena Esposito

Gerade dieses Paradox welches die Mode in sich trägt, macht sie zu einem Katalysator für Diskussionen, Schlagzeilen und vor allem zu einem der Gesprächsthemen unsere Gesellschaft.

Wir füllen Magazine, Blogs und soziale Medien mit diesen Themen, ­tauschen uns aus und werden tagtäglich mit Kaufempfehlungen konfrontiert.

Sich „nach der allgemeinen Tendenz ausrichten“ war nie so einfach. Die Trends, welche durch Instagram und andere soziale Medien transportiert werden, landen im Sekundentakt auf unserer Netzhaut, brennen sich ein und ziehen uns im wahrsten Sinne des Wortes an. Instagram als Laufsteg, Influencer als neue Supermodels, Kreationen die sich im Minutentakt verändern. Das Internet als marktführendes Modehaus, welches Trends durch Zahlen beschreibt und setzt. Größere Reichweiten, mehr Auswahl, mehr Individualität? Oder ist das alles nur Schein und Trug?

Digitale, dinglose Kleidung basierend auf numerischen Codes wird für echtes Geld verkauft, Gesichter und
Körper durch Filter verzerrt.

Neue Designer und Models werden anhand ihrer Followerzahl gefeiert und jeder kann online Gast bei den Shows von Chanel oder Dior sein. Hat die Modewelt dabei ihre Exklusivität verloren? Was bleibt noch ohne den Glanz der alten Zeit? An was werden wir uns erinnern? 1€ T-Shirts oder bemalte 700€ Sneaker?

Beide unter denselben Umständen produziert, auf Kosten von Produzenten und Umwelt.

Die Stückzahlen steigen, Produktionskosten sinken, der Markt wächst und wir wollen mehr und mehr.

Doch um welchen Preis?