Eric Mirbach
Frederik Herrmann, Constantin Grolig

Stell dich doch bitte erstmal in eigenen Worten vor.

Hallo, ich bin Eric, 35 Jahre alt, lebe in Berlin und trage drei Hüte. Ich gebe mit Vegan Good Life ein, ich sag’s jetzt einfach, Lifestyle-
Magazin heraus.

Sozusagen dahinter geschaltet ist die Kreativagentur ‚Very Good Looking’, mit der wir für verschiedenste Kunden Branding- und
Kommunikationskonzepte umsetzen. Und als Head of Brand für das nachhaltige Outerwear Label Embassy of Bricks and Logs sage ich so Sachen wie „reach“ oder „disruptiv“ ohne mich dafür zu schämen.

Was hast du nach deinem Studium der FH Dortmund gemacht? Wie hat es dir in deinem Werdegang weitergeholfen?

Ich habe während des Studiums angefangen, für ein Skateboardmagazin zu fotografieren und zu schreiben. Das gab es damals noch monatlich am Kiosk, unvorstellbar heute.

Nach meinem Abschluss bin ich von da weiter zum Red Bull Media House, um eines der Verticals der Kommunikation mit aufzubauen. Das Wichtigste, was mich das Studium gelehrt hat, war, so glaube ich heute im Rückblick: Sehen lernen.

War es für dich wichtig nach Berlin zu gehen? Was bietet dir dieser Ort im Vergleich zu anderen Städten?

Ich bin noch gar nicht so lange hier, frage mich aber schon manchmal, ob das nicht vielleicht eine Fehleinschätzung von mir war. Ich hätte wahrscheinlich früher herziehen sollen. Die Fahrt, die meine eigenen Projekte seit meinem Umzug nach Berlin aufgenommen haben, hat ganz klar mit der Stadt zu tun.

Berlin bietet kurze Wege und mehr kreative Infrastruktur, einen Lebens­standard wie in vergleichbaren kreativen Metropolen, aber (noch) ohne die völlig absurden Mieten. Ich habe immer mit der Idee geflirtet, für ­länger oder komplett nach New York zu ­gehen, aber ich glaube nicht, dass ich das, was ich jetzt hier mache, dort wirklich hätte stemmen können. Und natürlich gilt das auch für alle anderen. Hier in Berlin habe ich ein Netz an Gleichgesinnten, die eben durch die noch überschaubaren Lebenshaltungskosten auch bereit sind, mit mir gemeinsam Wege zu beschreiten, auf dem noch nicht so ganz klar ist, wie das monetär am Ende so ausgeht. Alles in allem: Viel Freiheit und Schaffensdrang.

Wie stellst du dir die Zukunft der Mode vor?

Was uns fehlt und was ich mir erhoffe, ist ein grundlegender ethischer und moralischer Kompass bei Brands und Konsumenten. Vor allem aber auf der Seite der Brands. Eigentlich sollte das, was ich darunter verstehe, das Mindeste sein, aber ganz offensichtlich ist diese grundlegende Moral bei sehr vielen ­Entscheidungsträgern nicht vorhanden, mindestens ­verdrängt. Wir müssen es schaffen, ethische Glaubwürdigkeit erstrebenswert zu machen. Ethical Fashion muss wirklich cool sein, nicht lediglich auf ­semi-gut gestalteten T-Shirts claimen, dass sie es schon sei. An meinem Rechner hängt der Leitsatz: ‚Make veganism the cool kids table‘. So was.

Wie bist du auf die Idee gekommen, das Thema der Nachhaltigkeit für dich als Aufgabe anzunehmen?   

Ich habe mit meinem Gewissen Kontakt aufgenommen und meine Lebensplanung mit ihm abgestimmt. Wir waren uns schnell einig.

Wie stellst du sicher, dass die Produktion fair abläuft?

Wo jetzt? Bei Embassy? Noch gar nicht. Ich stelle sicher, dass ich alles tue, um dahin zu kommen, es sicher stellen zu können. Leider ist Textilproduktion mit ihren inzwischen fast immer globalen Wertschöpfungketten nicht grade unkompliziert. Working on it. Das Magazin drucken wir in Deutschland, da ist eh alles bestens.

Wo siehst du Parallelen zwischen den Themen Mode und Ernährung?

Inhaltlich gar nicht, wohl aber im Impact auf Gesundheit, Umwelt und Mitlebewesen, der in beiden Bereichen noch immer extrem
unterbewertet wird.

Wie stellst du dir ein gesundes Käuferverhalten vor?

Gut Informiert und an Notwendigkeit orientiert. Aber ich glaube auch, dass wir Raum brauchen für Sammler­ticks, für die nur auf den zweiten Blick ‚sinnvollen’ Dinge, für Abwegigkeiten und für Kitsch. Ich glaube nicht an Verzicht und Selbstkasteiung. Wenn du mich fragst, sollten Politik und Industrie den Konsumenten, den sie gerade in die Gesamtverantwortung drängen, entlasten; Wir sollten Produkte anbieten, deren äußere Schönheit und innere Schönheit, also ihre Herstellungsweise, zusammenpassen.

Hast du einen persönlichen Stil etabliert und wie wendest du ihn auf deine Projekte, Magazin und Mode Label, an?

Clean und gradlinig, sehr auf guten Content und starke Pullquotes konzentriert – aber immer auch mit Einflüssen aus meinem Werdegang. Die ein oder andere Referenz aus dem Streetwear- oder Skatebereich wird man wohl hier und da finden, auch wenn es nur eine minimale typografische Anlehnung an den Look von Skate-Magazine um die Jahrtausendwende ist.

Aber wahrscheinlich sehe das auch nur ich.