Lisa Claire Maruhn
Lisa Claire Maruhn

Er ist überall. Er ist gefährlich für die Umwelt. Und jeder hat ihn schon einmal verursacht: Plastikmüll.

Giulio Bonazzi ist CEO von Aquafil, Erfinder und ehemaliger Investor des Vorhabens: Anfangs hielten ihn noch selbst seine ­Mitarbeiter für verrückt, einfach in Plastikmüll zu investieren. Doch schon 2007 wurde das Vorhaben konkret und die Forschung an einem passenden Verfahren begann. Vier Jahre später war es dann soweit: Die Verwertung begann und das ECONYL Regeneration System war geboren.

In einer Welt voller Überschuss ist Plastikmüll überall zu finden: Auf unseren Straßen, in unserem Trinkwasser und in den Weltmeeren. Jüngst wurde sogar in 10.000 Meter Tiefe ­feinstes Mikroplastik nachgewiesen. Für ­Giulio Bonazzi ist es eine Herzens­angelegenheit nicht noch mehr Müll zu produzieren. Und wirtschaftlich zahlt es sich natürlich auch aus. Das innovative Unternehmen ­Aquafil macht sich den Müll zunutze und sammelt ­gezielt den Stoff, den ­andere achtlos hinterlassen:

Abfall aus dem Meer, Textil­abfälle, Überproduktionen. Hierfür gibt es spezielle Firmen, die sogar die Fischer­netze aus den Weltmeeren hervorholen. Der Müll wird recycelt, indem der Nylonanteil  zum Rohstoff für die weitere Produktion und zum Grundstoff des Garns von ECONYL wird. Hierfür wird das Alt-Nylon erst in seine chemischen Bestandteile aufgesplittet und dann, ebenfalls ­in einem chemischen Prozess, wieder zu einem neuen Produkt zusammengefügt. Mit 10000 Tonnen ECONYL Rohstoff können somit bis zu 70000 Fässer Rohöl eingespart werden. Der ökologische Nutzen liegt vor allem darin, dass für das neue Nylon kein Rohöl gebraucht, also auch nicht gefördert und verarbeitet ­werden muss. Altes Nylon wird ­r­ecycelt anstatt neues herzustellen.
Und das Prinzip funktioniert: Der Treibhauseffekt wird, im Vergleich zum normalen Herstellungs­verfahren von Nylon laut Aquafil dabei um 80% verringert.

Die Firma expandiert weltweit und hat bereits 15 Fabriken auf drei ­Kontinenten. Mit den Verfallszeiten von 450 Jahren für eine PET-Flasche oder 600 Jahren für eine Angelschnur wird Ihnen der Rohstoff „Müll“ wohl (leider) erst einmal nicht ausgehen...da ist es wohl das ­Mindeste, was man tun kann, aus Altem Neues zu erschaffen.