Malte Jäger

Ein Interview mit Malte Jäger

Du warst von 2000 bis 2002 Assistent bei verschiedenen Fotografen. Wie bist du zur Fotografie gekommen?


Ich wusste nicht wirklich, was ich nach der Schule machen wollte. Zunächst habe ich eine Ausbildung als Tischler angefangen, weil ich etwas mit meinen Händen machen wollte. Aber als Tischler wollte ich nie wirklich Arbeiten. Als ich überlegt habe, wie ich kreativer arbeiten und dennoch am Ende ein Produkt erhalten könnte, dass ich eigenhändig hergestellt habe kam ich auf die Fotografie. Nur eine Sekunde weitergedacht erschien mir dieses Medium die perfekte Wahl, kann ich doch mit ihrer Hilfe im gleich auch noch die Welt besser kennen lernen. Schon während meines Zivildienstes habe ich dann angefangen zu assistieren und bin noch etwa zwei Jahren bei verschiedenen Fotografen zum Lette-Verein-Berlin gegangen. Ich könnte mir bis heute keine bessere Berufswahl vorstellen. Die Fotografie gibt mir die Möglichkeit, zu reisen, verschiedene Leute und Kulturen kennen zu lernen. Deine Bilder zu Couchsurfing sind intim und ausdrucksstark. Wie bist du auf das Thema Couchsurfing gekommen? Eine Freundin von mir hatte Besuch aus Finnland, den sie über den Hospitality Club, einem Vorgänger von Couchsurfing.org, kennen gelernt hat. Mich faszinierte die Idee, auf diese Art Menschen kennen zu lernen. Im Netz knüpft man den Kontakt, und ein paar Tage später kann man irgendwo auf der Welt übernachten. Die Gelegenheit es selber auszuprobieren, hatte ich zum Fotofestival in Hannover, da habe ich bei einem Bauer übernachtet, den ich vermutlich sonst nie kennen gelernt hätte. Wir haben uns bis morgens um drei Uhr unterhalten. Und da kam mir die Idee, dass ich darüber eine Geschichte machen müsste. Es war nicht ganz einfach, die richtigen Menschen dafür zu finden. Die wenigsten Teilnehmer unternehmen ausgedehnte Reisen auf denen sie ausschließlich couchsurfen. Aber mit einiger Recherche innerhalb von Foren-Gruppen auf der Couchsurfing Seite habe ich nach und nach spannten Reisende ausfindig gemacht, die auch noch willens waren, mich mit zu nehmen. Für mich war dabei wichtig, dass die Reisenden HauptprotagonistInnen auf ihren Reisen zu fremden auf möglichst große kulturelle Unterschiede treffen. Am besten funktionierte das auf der Indien Reise für das Projekt. Durch das besagte CS-Forum haben sich dort eine Algerien und eine Koreanerin mit mir zu einer gemeinsamen Couchsurfing Reise verabredet. Niemand ist dem anderen jemals vorher persönlich begegnet. Zunächst war die Stimmung dann auch eher schwierig und die Gruppe drohte auseinander zu brechen, aber am Ende der drei gemeinsamen Wochen waren wir echte Freunde.

Wie haben die CS Leute darauf reagiert, dass du ein Fotograf bist und eine Fotoreportage machen willst?

Ich habe für dieses Projekt etwa 50 verschiedene Gastgeber zusammen mit meinen reisenden Hauptprotagonisten besucht. Vorher habe ich in den meisten Fällen versucht mich als Fotograf anzumelden. Fast jeder angefragte Gastgeber hat dem zugestimmt. Oft waren wir mindestens zu dritt. Ich als Fotograf habe da den sonst vielleicht allein Reisenden CouchsurferInnen (speziell den beiden eher unsicheren Reisenden in Indien) auch eine Art von Sicherheitsgefühl gegeben. Es gab durch mich eine neutrale Person, die alles dolumentiert. Wer würde sich da schlecht benehmen. Nicht, dass jemand ernstlich sorgen gehabt hätte, aber so erhöhte sich doch der Komfortfaktor. [...]